Wohin die Füße dich tragen…
Nein, ich lasse mich nicht unterkriegen! Auch nicht von Terrorgerüchten in den Niederlanden. Eigentlich denkt man ja, dass man in diesem friedlichen Ländchen von solchen Nachrichten verschont bleibt, aber gestern kam es dann anders. Beim zwischenzeitlichen Emails-Checken lese ich voller Schrecken, dass in Den Haag 7 Terrorverdächtige festgenommen worden sind. Natürlich wird dieses Thema gleich erst mal mit Peter (mein holländischer Mitprakti) diskutiert. Er guckt mich verwundert an und meinte: „Wie, das wird bei euch in den deutschen Nachrichten (Internet; Anmerkung der Autorin) auch bekannt gemacht? Eben wurden in den holländischen gerade mal 5 Sekunden darüber berichtet!“ Kann man mal sehen, wie unterschiedlich die Weltanschauung sein kann…
Jedenfalls finde ich das ungerecht. Jedes Mal, wenn ich vorhabe, nach Den Haag zu fahren, kommt mir was dazwischen. Eben diesmal diese Horrornachricht. Ich versuche mehr Infos im Internet zu finden und abends wird natürlich erstmal Tagesschau geschaut. Aber so wirklich schlau wird man daraus auch nicht. Noch überlege ich, ob ich fahren soll oder nicht. Auch Karla war so lieb und hat mich gleich erstmal drauf aufmerksam gemacht. Ich solle aufpassen (ohne, dass sie mütterlich klingen will). Find ich ja lieb… Trotzdem entscheide ich gestern Abend, ich fahre… ich lasse mich nicht unterkriegen. Nicht von denen! Aber ein bissel unangenehmes Gefühl bleibt…
Gegen halb zwölf steige ich also in den Zug und hätte doch glatt den Bahnhof verpasst. Muss man ja auch erstmal wissen, dass Den Haag HS, nicht Den Haag Centraal ist. Nun gut, rechtzeitig hüpfe ich also aus dem Zug. Natürlich gehts erstmal zu meinen Freunden: VVV. Ohne diese netten Menschen wäre ich sicher das eine oder andere Mal noch einige Stunden länger auf der Suche nach Kirchen, Museen, Shoppingstraßen oder ähnlichen gewesen. Die VVV sind die niederländischen Touristinformationen. Dank ihnen besitze ich mittlerweile zig Stadtführer und –karten von sämtlichen Städten.
Auch diesmal werde ich wieder herzlichst begrüßt und anhand einer Den Haag-Karte erklärt sie mir, was wo zu finden ist. Aufgrund der gestrigen Ereignisse frage ich gleich mal nach, ob man auf irgendwas aufpassen muss oder ob ich lieber irgendwohin nicht gehen soll. Sie beruhigt mich, lacht sogar dabei. „Nein nein!“, erklärt sie mir. Das passiert häufiger, dass dann das Parlament geschlossen wird, ist auch normal und überhaupt: die Leute wurden ja gar nicht in der Innenstadt verhaftet, sondern in irgendwelchen Vororten. Mensch, das nenn ich mal Lässigkeit…
Nun gut, auf geht’s also Richtung Hollands Regierungsstadt (mit 460.000 Einwohner die drittgrößte Stadt der Niederlande). In Holland ist das ja anders als in allen europäischen Ländern: da ist die Hauptstadt (Amsterdam) eben nicht gleichzeitig Regierungsstadt (Den Haag). Aber erst einmal komme ich mitten in die Shoppingstreet… nicht gut, denke ich, schließlich sind wir ja nicht zum Vergnügen hier. :-) Aber ich reiß mich zusammen, biege nach rechts ab und stehe vor dem holländischen Parlament. Hui, ganz schön groß der Binnenhof (so heißt das holländische Parlament) mit einem wunderschönen Innenhof. Aber überall steht Wachpersonal, die Waffen schussbereit, aufmerksam. Nun gut, aufgrund der Aktualität muss das wohl so sein…
Im Hintergrund ragen verschiedene Ministergebäude hervor: das Finanz- und Verteidigungsministerium. Mich zieht es aber eher zum königlichen Palast. Einmal am Buitenhof vorbei geht’s über ein paar Umwege zum Paleis Noordeinde (dient als offizieller Amtssitz der niederländischen Monarchie). Leider sehe ich keine Beatrix, keine Willem Alexander und auch Maxima erscheint nicht. Wie schade… hatte ich doch so sehr gehofft, den einen oder anderen von ihnen zu sehen. Nun ja…Das Gebäude jedenfalls ist wunderschön, aber keinesfalls vergleichbar mit dem Buckingham Palace der Engländer. Viel größer als mein Häuschen hier in Dordrecht sieht es jedenfalls nicht aus… das täuscht allerdings. Als ich später durch den Pleistuin (den königlichen Park) latsche, sehe ich die Gebäude von hinten. Wunderschön! Alles ist mit sehr viel Liebe zum Detail angelegt. Gleich nebenan befinden sich auch die königlichen Ställe, aber auch hier ist leider nichts Spannendes zu entdecken.
Da das Wetter traumhaft ist (so was nennt man wohl goldenen Oktober) und ich nicht wirklich Lust habe sämtliche Museen abzuklappern (obwohl es insbesondere in Den Haag viele tolle Meisterwerke von Rembrandt geben soll), geht’s für mich weiter nach Scheveningen (wird im holländischen ungefähr Schräveningen ausgesprochen).
Dachte ja immer, dass Scheveningen eine eigene Stadt ist, muss mich aber von meiner Karte belehren lassen, dass es ein Stadtteil von Den Haag ist. Ca. 5 km Fußmarsch liegen vor mir: einmal durch die Stadt am Europäischen Gerichtshof (Vredespaleis) vorbei, durch den Scheveningse Bosjes (wenn man mich fragt, ein ein bisschen zu groß geratener Stadtpark), das indisches Monument links liegen lassen und dann immer weiter geradeaus straight Richtung Meer.
Angeblich soll Scheveningen das älteste Kurbad der Niederlande sein, keine Ahnung ob das stimmt. Das Kurhaus am Strand ist auf alle Fälle im Jugendstil erbaut und steht unter Denkmalschutz. Sieht schön aus, aber an sich haut Scheveningen einen nun wirklich nicht aus den Socken. Die ganze Strandpromenade ist zugebaut und selbst unten am Strand reiht sich ein Cafe an das nächste. Im Sommer möchte ich hier nicht sein, das ist Tourismus pur!
Trotzdem laufe ich etwas am Strand lang (es gibt sogar noch Leute, die baden), werde von der einen oder anderen Welle überrascht und kühle meine heiß gewordenen Füße. Der Strand ist schön, aber einen Beachurlaub würde ich mir anders vorstellen. Nun gut, schön das mal gesehen zu haben, aber mich zieht es nach Den Haag zurück.
Per Straßenbahn fahre ich zurück in die Innenstadt, klapper doch noch ein paar Geschäfte ab. Vom vielen Laufen bin ich aber fix und fertig und freue mich auf zu Hause. Hier werde ich mit einer Information überrascht: Werder hat ein super Bundesligaspiel hingelegt (6:2 gegen Nürnberg) und steht mal wieder an der Spitze!! Was will man mehr??? Denke mal, dass Buddy an seinem Geburtstag im Stadion war und nun noch ordentlich in Halle 5 auf dem Freimarkt feiern wird?! (Alles Liebe Buddy!!)
Fazit dieses wunderschönen Tages: Den Haag ist eine richtig schöne Stadt, mit vielen alten Gebäuden, tollem Flair, netten Menschen und unheimlich vielen Sehenswürdigkeiten. Von Terrorangst ist hier nichts zu spüren. Und das ist gut so. Rotterdam kann da mit seinem leicht industriellen Touch nun wirklich nicht mithalten. Sicher ist, dass ich im Winter noch mal wieder kommen werde, um Den Haag weiter zu erkunden.
Jedenfalls finde ich das ungerecht. Jedes Mal, wenn ich vorhabe, nach Den Haag zu fahren, kommt mir was dazwischen. Eben diesmal diese Horrornachricht. Ich versuche mehr Infos im Internet zu finden und abends wird natürlich erstmal Tagesschau geschaut. Aber so wirklich schlau wird man daraus auch nicht. Noch überlege ich, ob ich fahren soll oder nicht. Auch Karla war so lieb und hat mich gleich erstmal drauf aufmerksam gemacht. Ich solle aufpassen (ohne, dass sie mütterlich klingen will). Find ich ja lieb… Trotzdem entscheide ich gestern Abend, ich fahre… ich lasse mich nicht unterkriegen. Nicht von denen! Aber ein bissel unangenehmes Gefühl bleibt…
Gegen halb zwölf steige ich also in den Zug und hätte doch glatt den Bahnhof verpasst. Muss man ja auch erstmal wissen, dass Den Haag HS, nicht Den Haag Centraal ist. Nun gut, rechtzeitig hüpfe ich also aus dem Zug. Natürlich gehts erstmal zu meinen Freunden: VVV. Ohne diese netten Menschen wäre ich sicher das eine oder andere Mal noch einige Stunden länger auf der Suche nach Kirchen, Museen, Shoppingstraßen oder ähnlichen gewesen. Die VVV sind die niederländischen Touristinformationen. Dank ihnen besitze ich mittlerweile zig Stadtführer und –karten von sämtlichen Städten.
Auch diesmal werde ich wieder herzlichst begrüßt und anhand einer Den Haag-Karte erklärt sie mir, was wo zu finden ist. Aufgrund der gestrigen Ereignisse frage ich gleich mal nach, ob man auf irgendwas aufpassen muss oder ob ich lieber irgendwohin nicht gehen soll. Sie beruhigt mich, lacht sogar dabei. „Nein nein!“, erklärt sie mir. Das passiert häufiger, dass dann das Parlament geschlossen wird, ist auch normal und überhaupt: die Leute wurden ja gar nicht in der Innenstadt verhaftet, sondern in irgendwelchen Vororten. Mensch, das nenn ich mal Lässigkeit…
Nun gut, auf geht’s also Richtung Hollands Regierungsstadt (mit 460.000 Einwohner die drittgrößte Stadt der Niederlande). In Holland ist das ja anders als in allen europäischen Ländern: da ist die Hauptstadt (Amsterdam) eben nicht gleichzeitig Regierungsstadt (Den Haag). Aber erst einmal komme ich mitten in die Shoppingstreet… nicht gut, denke ich, schließlich sind wir ja nicht zum Vergnügen hier. :-) Aber ich reiß mich zusammen, biege nach rechts ab und stehe vor dem holländischen Parlament. Hui, ganz schön groß der Binnenhof (so heißt das holländische Parlament) mit einem wunderschönen Innenhof. Aber überall steht Wachpersonal, die Waffen schussbereit, aufmerksam. Nun gut, aufgrund der Aktualität muss das wohl so sein…
Im Hintergrund ragen verschiedene Ministergebäude hervor: das Finanz- und Verteidigungsministerium. Mich zieht es aber eher zum königlichen Palast. Einmal am Buitenhof vorbei geht’s über ein paar Umwege zum Paleis Noordeinde (dient als offizieller Amtssitz der niederländischen Monarchie). Leider sehe ich keine Beatrix, keine Willem Alexander und auch Maxima erscheint nicht. Wie schade… hatte ich doch so sehr gehofft, den einen oder anderen von ihnen zu sehen. Nun ja…Das Gebäude jedenfalls ist wunderschön, aber keinesfalls vergleichbar mit dem Buckingham Palace der Engländer. Viel größer als mein Häuschen hier in Dordrecht sieht es jedenfalls nicht aus… das täuscht allerdings. Als ich später durch den Pleistuin (den königlichen Park) latsche, sehe ich die Gebäude von hinten. Wunderschön! Alles ist mit sehr viel Liebe zum Detail angelegt. Gleich nebenan befinden sich auch die königlichen Ställe, aber auch hier ist leider nichts Spannendes zu entdecken.
Da das Wetter traumhaft ist (so was nennt man wohl goldenen Oktober) und ich nicht wirklich Lust habe sämtliche Museen abzuklappern (obwohl es insbesondere in Den Haag viele tolle Meisterwerke von Rembrandt geben soll), geht’s für mich weiter nach Scheveningen (wird im holländischen ungefähr Schräveningen ausgesprochen).
Dachte ja immer, dass Scheveningen eine eigene Stadt ist, muss mich aber von meiner Karte belehren lassen, dass es ein Stadtteil von Den Haag ist. Ca. 5 km Fußmarsch liegen vor mir: einmal durch die Stadt am Europäischen Gerichtshof (Vredespaleis) vorbei, durch den Scheveningse Bosjes (wenn man mich fragt, ein ein bisschen zu groß geratener Stadtpark), das indisches Monument links liegen lassen und dann immer weiter geradeaus straight Richtung Meer.
Angeblich soll Scheveningen das älteste Kurbad der Niederlande sein, keine Ahnung ob das stimmt. Das Kurhaus am Strand ist auf alle Fälle im Jugendstil erbaut und steht unter Denkmalschutz. Sieht schön aus, aber an sich haut Scheveningen einen nun wirklich nicht aus den Socken. Die ganze Strandpromenade ist zugebaut und selbst unten am Strand reiht sich ein Cafe an das nächste. Im Sommer möchte ich hier nicht sein, das ist Tourismus pur!
Trotzdem laufe ich etwas am Strand lang (es gibt sogar noch Leute, die baden), werde von der einen oder anderen Welle überrascht und kühle meine heiß gewordenen Füße. Der Strand ist schön, aber einen Beachurlaub würde ich mir anders vorstellen. Nun gut, schön das mal gesehen zu haben, aber mich zieht es nach Den Haag zurück.
Per Straßenbahn fahre ich zurück in die Innenstadt, klapper doch noch ein paar Geschäfte ab. Vom vielen Laufen bin ich aber fix und fertig und freue mich auf zu Hause. Hier werde ich mit einer Information überrascht: Werder hat ein super Bundesligaspiel hingelegt (6:2 gegen Nürnberg) und steht mal wieder an der Spitze!! Was will man mehr??? Denke mal, dass Buddy an seinem Geburtstag im Stadion war und nun noch ordentlich in Halle 5 auf dem Freimarkt feiern wird?! (Alles Liebe Buddy!!)
Fazit dieses wunderschönen Tages: Den Haag ist eine richtig schöne Stadt, mit vielen alten Gebäuden, tollem Flair, netten Menschen und unheimlich vielen Sehenswürdigkeiten. Von Terrorangst ist hier nichts zu spüren. Und das ist gut so. Rotterdam kann da mit seinem leicht industriellen Touch nun wirklich nicht mithalten. Sicher ist, dass ich im Winter noch mal wieder kommen werde, um Den Haag weiter zu erkunden.
scusa - 15. Okt, 19:14